05/02/2020

Burn-Out: Wenn die Arbeit zu viel wird.
Veröffentlicht von Sascha Heller

„Ich wache so müde auf, wie ich eingeschlafen bin. Der Gedanke an die Arbeit erschöpft mich bereits. Es ist nur noch ein großer Berg an Stress und zu erfüllenden Erwartungen. Zur Zeit mache ich auch ständig Fehler, sehr zum Unmut der Anderen. Das führt oft zu schlechter Stimmung und Konflikten. Seit einiger Zeit plagen mich Probleme beim Einschlafen, der Kopf und der Magen schmerzen und irgendwie fühle ich mich schlapp.“

Wenn du dich in dieser Person wiederfindest, dann lies bitte weiter. Falls du darin andere Menschen in deinem Umfeld wiederfindest, teile diesen Artikel.

Von Burn-Outs haben die Meisten schon einmal gehört. Im ersten Moment schwingt immer etwas Respekt und Ehrfurcht mit. Er trifft bekanntermaßen diejenigen, die hart arbeiten. Top-Manager*innen, hochqualifizierte Ärzt*innen, vielbeschäftigte Selbstständige. Wer unter Burn-Out leidet, hat zuvor viel gearbeitet und ist jetzt ausgebrannt.

„Hat besonders viel gearbeitet.“
Der Burn-Out wie ein Gütesiegel

Aber Burn-Out ist nicht auf die leichte Schulter zu nehmen und schon gar nicht als Errungenschaft zu betrachten. Er resultiert aus zu viel unbearbeiteten und nicht aufgelöstem Stress. Letzterer ist bis zu einem gewissen Grad noch gesund und oft notwendig. Dem folgt dann die Phase der Ruhe und Erholung. Das Ressourcen wieder auftanken. Gelingt das nicht ausreichend, beginnt die nächste Stressphase mit weniger Ressourcen. Wiederholt sich das, laufen wir leer.

Der Perfektionist und sein Burn-Out

Perfekten Menschen fehlt es an Fehlern!

Ernst Ferstl

Die Grundlage für dieses Überarbeiten ist oft auf Perfektionismus. Die zu hohen Ansprüche an sich selbst. Erwachsen aus inneren und äußeren Erwartugshaltungen.

Bei Perfektionismus denken wir oft an sehr leistungsfähige und zielstrebige Menschen. Wir alle sind in einer Gesellschaft aufgewachsen, in der Leistung einen Wert hat. Das gehört zu unserem Leben dazu . Doch die anhaltenden hohen Ansprüche können auch ein krankhafter Perfektionismus sein.

Aber: Nicht nur auf Leistung bezogener Perfektionismus führt oft zum erschöpfenden Stress, sondern auch andere Aspekte beruflichen Alltags. Ebenso stehen auch Konflikthäufigkeit und wahrgenommene Konfliktintensität in positiver Korrelation zum Burn-Out. Sowohl in Bezug auf Konflikte innerhalb wie auch außerhalb der Firma. Ein anhaltendes Gefühl, die Kundschaft nicht ausreichend zufriedenzustellen oder im Austausch mit der Kundschaft auch emotionale Arbeit zu leisten, führt zu Burnout.

Das Frühwarnsystem Körper

Unproduktivität, Müdigkeit, negative Stimmung, Konzentrationsschwierigkeiten, körperliche Beschwerden…

Das “Ausbrennen” schleicht sich an in Form von Anzeichen und frühen Symptomen, die wir oft nicht ernst nehmen oder die zum Arbeitsalltag dazu gehören oder die kurzzeitig noch aushaltbar sind. Jedes Einzelne davon ist jedoch bereits ein Anzeichen dafür, dass der Körper und der Geist Ruhe und Erholung brauchen. Es sind erste Anzeichen wie das Gefühl der Unproduktivität oder einer häufigen/ständigen Müdigkeit. Auch häufige negativer Stimmungen wie Traurigkeit, Niedergeschlagenheit, Wut dienen als Anzeichen. Es folgen Probleme mit der Konzentration, zwischenmenschliche Konflikte auf Arbeit und im Privatleben und körperliche oder psychosomatische Symptome wie Kopfschmerzen, Magen- und Darmprobleme, Gelenkschmerzen. Schließlich spürt man auch einer stets wachsende negative Einstellung gegenüber der Arbeit.

Häufig sind wir in unserer schnell, mit dem Fokus nach außen gerichteten Welt daran gewöhnt, solchen Symptomen nicht die richtige Aufmerksamkeit zu schenken. Es kann sich jedoch lohnen: Lieber einen Tag Pause und danach wieder drei Tag gut gelaunt arbeiten, als zwei Tage schlecht gelaunt arbeiten und dann zwei Tage krank sein.

Burn-Out: Das Syndrom

“ a syndrome conceptualized as resulting from chronic workplace stress that has not been successfully managed…“

(ICD-11, WHO)

Der Burn-Out selbst ist dann der Endzustand emotionaler, körperlicher und geistiger Erschöpfung. Mehr zu Symptomen, Ursachen, Prophylaxe, Diagnose, Therapie und Prognosen gibt es hier:
https://www.netdoktor.de/krankheiten/burnout/

Erst seit 2019 ist der Burn-Out auch offiziell als ein Syndrom im ICD-11, dem internationalen Krankheitskatalog der WHO (World Health Organization) mit aufgeführt. Burn-Out ist also nicht nur Einbildung oder Faulheit, sondern ein echtes Problem.

Kapitalistisch gedacht geht es beim Gespräch um Burn-Out aber auch um Eines: Den Erhalt der Arbeitskraft.

Vorsorge ist besser als Behandlung

Sich mit Burn-Out auseinanderzusetzen und die frühen Anzeichen zu lernen, lohnt sich. Für sich selbst, für das Privatleben und auch für das Arbeitsumfeld. Vielleicht ist der Lieblingskollege ja seit einigen Wochen deutlich schlechter gelaunt als vorher und vielleicht ist in der nächsten Mittagspause ja Zeit, ihn darauf anzusprechen?

Doch ist die Burn-Out-Vorsorge die Verantwortung der Arbeitnehmenden oder musst auch du als Unternehmen das Thema und ihre Angestellten im Auge behalten? Letzteres!

Gebt Angestellten auch einen Handlungsspielraum in ihren Tätigkeiten, damit den wiederkehrenden Mustern des Burn-Outsausgewichen werden kann. Jeder Mensch hat seine eigenen Bedürfnisse und Arbeitsformen, mit denen er sich wohlfühlt. Deshalb ist die eine Arbeitsform nicht für alle günstig. Wie viel Vielfalt, wie viel Monotonie, Verantwortung oder Anderes gut sind, ist individuell.

Zeit ist Geld, aber die in die eigene Fortbildung und Maßnahmen rund um Burn-Out Prävention, gerade unter dem Oberthema einer guten Arbeitshygiene und psychischer Gesundheit, machen es möglich, auch langfristig Angestellte und dich selbst produktiv und gut gelaunt zu halten. Für den Fall, dass Mitarbeitende durch die Situation gestresst und nicht voll arbeitsfähig sind oder dass du selbst merkst, wie dein Stresslevel steigt und das Wohlbefinden abnimmt: Lernt, zu verzeihen.

Weiterführende Links zum Thema:

Quellen textlicher Inhalte zu finden in obigen Verlinkungen und  Lehrbuchmaterial des Psychologiestudiums.

Nerdinger, Blickle, Schaper 2014: Arbeits- und Organisationspsychologie. Heidelberg
Caspar, Pjanic, Westermann 2018: Klinische Psychologie. Wiesbaden.